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Franz-Liszt-Musikfest |
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“Als im Winter 1851 das Gerücht auftauchte, in diesem Jahre solle ein großes Musikfest in Ballenstedt abgehalten werden, zu welchem mehrere berühmte Kapellen, eine Anzahl berühmter Gesangs- und Instrumentalvirtuosen, mehrere Sängervereine ihr Erscheinen bereits zugesagt hätten, da begegnete dieses Gerücht manchem Zweifel. Die Lage Ballenstedts, der Mangel eines großen Musiklokals, die alles Aufsehen vermeidende Bescheidenheit ihres in klassischer Schule erzogenen Kapellmeisters, das patriarchalisch stille Leben des Hofes – kurz alles schien zur Begründung berechtigten Zweifels vereint zu sein, um so mehr, als ja auch dem Unternehmer des Ganzen – dem Gastwirt Nehse, Pächter des herzoglichen Großen Gasthofes – seiner Stellung nach die technischen Kenntnisse und Erfahrungen zu solcher Veranstaltung abgehen mußten.”
“Nun wurde bekannt, daß
kein geringerer als der Weimarer Hofkapellmeister Dr. Liszt selbst die Ober-
leitung des Musikfestes zu übernehmen versprochen habe, unter der Bedingung,
daß die Ausführung des von ihm selbst aufzustellenden Programms quantitativ
und qualitativ würdig zu beschaffen sei. Auffällig genug aber war das
Programm. Wagner, Liszt, Berlioz, Raff neben Gluck, Beethoven und
Mendelssohn. Kein Oratorium, wenig Ganzes, viele Bruchstücke. Man ahnte ein
Prinzip, erkannte es aber nicht. Die Pfingstwoche wurde zur Festfeier
bestimmt, die Herzogliche Reitbahn als Musiklokal eingerichtet. Pfingsten
kam näher und näher, aber die öffentlichen Bekanntmachungen blieben aus.
Hindernisse verschiedener Art hatten eine Verschiebung des Festes
herbeigeführt. Intrigen aller Art, öffentlich und geheim gesponnen,
vermochten aber nicht, das Unternehmen zu stören: Das Fest sollte am 22. und
23. Juni abgehalten werden. Es galt keine Zeit mehr zu verlieren. Liszt
wollte, und weil er wollte, wollten auch andere.”
Aus “Das Hoftheater in Ballenstedt” von Dr. Otto Trübe